Der Talebuckel in Rammersweier
Oberhalb von Rammersweier, zwischen Rebhängen und Wiesen, erhebt sich der Talebuckel – ein Ort, an dem Natur, Geschichte und Gemeinschaft auf besondere Weise miteinander verschmelzen. Heute lädt das Gebiet Naturfreunde zum stillen Verweilen ein, doch seine Geschichte reicht weit zurück und erzählt von Wandel, Verantwortung und Erinnerung.
Der Talebuckel war über viele Jahrzehnte hinweg ein Truppenübungsplatz. Bereits in der Kaiserzeit nutzte das Militär das offene Gelände für Übungen und Manöver, und auch nach dem Zweiten Weltkrieg diente es noch einige Zeit militärischen Zwecken. Erst in den 1990er-Jahren wurde das Areal endgültig der Natur zurückgegeben und unter Schutz gestellt. Aus dem ehemaligen Übungsplatz wurde ein wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen – und ein Ort, an dem sich die Natur Schritt für Schritt ihren Raum zurückerobert hat. Viele Jahrzehnte weideten dort Schafe.
Heute ist der Talebuckel Teil des Naturschutzgebiets Offenburger Rebland. Rund 77 Vogelarten und mehr als 100 Wildbienenarten wurden Anfang der 2000er nachgewiesen.
Ein besonderes Zeichen setzt das Vieux-Thann-Denkmal am Rande des Talebuckels. Es erinnert an den 6. Dezember 1944, als elf elsässische Widerstandskämpfer aus der Gegend von Thann in der Nähe von Rammersweier ihr Leben verloren. Das Denkmal trägt die französische Inschrift „ICI LE 6 DÉCEMBRE 1944…“, die an diesen Tag mahnt und zugleich zur Versöhnung aufruft. Aus dieser Erinnerung erwuchs die enge Freundschaft zwischen Rammersweier und Vieux-Thann, die seit 2003 in einer offiziellen Partnerschaft gelebt wird.
Wer heute den Talebuckel besucht, spürt diese Verbindung von Natur und Geschichte. Wo einst Soldaten übten, summen nun Bienen und weiden in den Wintermonaten Konikpferde vom Nationalpark Schwarzwald. Wo Kommandos erklangen, herrscht heute Vogelgesang. Der Talebuckel ist ein Symbol dafür, wie Landschaft, Erinnerung und Gemeinschaft zu einem Ganzen werden können.
Mit dem ersten Landschaftspflegetag im Jahr 2024 soll das Gebiet wieder auch in der Öffentlichkeit mehr Gehör finden.
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